Die Universität wird Wissenschaft zu Markte tragen

29.03.2002 -

"Woche der Forschung" zu Ehren des Namenspatrons der Universität Otto von Guericke

In der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts steht das Jahr 2002 ganz im Zeichen Otto von Guerickes. Zum 400. Mal jährt sich sein Geburtstag. Das Land, Magdeburg, die Otto-von-Guericke-Gesellschaft, die Universität und viele andere Einrichtungen würdigen die Leistungen und Verdienste des Experimentalphysikers, Ingenieurs, Naturphilosophen, Diplomaten und Bürgermeisters im Jubiläumsjahr mit zahlreichen Aktivitäten. Prall gefüllt ist der Katalog von Veranstaltungen, mit denen die Universität ihren Namenspatron ehren möchte. Neben Ringvorlesung, Kolloquien und internationalen Fachtagungen wird ein Höhepunkt die "Woche der Forschung" vom 25. Mai bis 1. Juni 2002 sein. Uni-Report sprach dazu mit dem Prorektor für Forschung, Prof. Dr. Gerald Wolf.

Was erwartet die Besucher der Woche der Forschung?
Sie sind herzlich eingeladen, Vorträge zu hören, auf Foren zu diskutieren, einen Blick in Labore und Versuchshallen zu werfen und dort mit den Wissenschaftlern ins Gespräch zu kommen. Die Fakultät für Geistes-, Sozial- und Erziehungswissenschaften lädt beispielsweise zu einer Podiumsdiskussion mit Sportlern, Trainern und Sportwissenschaftlern ein. An der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft wird Otto von Guericke als Entrepreneur vorgestellt. Auf die Faszination des ,Schönen' wird ein Vortrag über Mathematik und Kunst an der Fakultät für Mathematik eingehen. Einblicke in die Nanowelt und die Labore gewährt man an der Fakultät für Naturwissenschaften. Die Medizinische Fakultät lädt in ihre Labore und zu einem Podiumsgespräch über Gesundheit und Gesundheitspolitik ein. Die Fakultät für Informatik stellt unter anderem autonome mobile Roboter vor und ein Vortrag an der Fakultät für Maschinenbau zeigt die Entwicklung des Automobilbaus und sich daraus ergebende Anforderungen an die Fertigungstechnik auf. Brennstoffzellen in mobilen und stationären Anwendungen erläutern Wissenschaftler der Fakultät für Verfahrens- und Systemtechnik. Moderne Sensoren im Haushalt und Auto spielen in einem Vortrag an der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik eine Rolle. Dies sollte eine kleine - aber wirklich nur eine kleine - Auswahl des Angebots an Vorträgen während der Woche der Forschung sein.

Glanzpunkt der Woche der Forschung wird sicher das Spektakel am 1. Juni rund um das Guericke-Denkmal auf dem Alten Markt und in den Arkaden des Rathauses sein?
Ja, denn damit wird Forschung im wahrsten Sinne des Wortes zu Markte getragen. An Marktständen, an denen sonst Erdbeeren und Kartoffeln verkauft werden, präsentieren die Fakultäten dann, wie anwendungsbezogen und praxisnah an der Universität studiert, gearbeitet und geforscht wird. Die Besucher können in einem Markenquiz unter Beweis stellen, wie geläufig ihnen Werbung ist, Mathematikunterricht spielerisch erleben, das Verdampfen von Glasplättchen in einer Vakuumanlage verfolgen, etwas über die diplomatischen Missionen Guerickes erfahren und mal eine Knie- oder Hüftprothese in die Hand nehmen. Sie haben aber auch Gelegenheit, einen Blick in die Datenbank für im 2. Weltkrieg verlorengegangene Kunstwerke zu werfen und zu erleben, wie Abgasuntersuchungen an Dieselfahrzeugen auf dem Fahrzeugrollenprüfstand durchgeführt werden. Frisch in der Wirbelschicht gerösteten Kaffee können sie probieren sowie eine miniaturisierte ,Wetterstation' auf Mikrotechnologiebasis bestaunen, die nicht größer als eine Teetasse ist. Selbstverständlich wird Otto von Guericke - alias Wolfgang Emmrich - höchst persönlich mittenmang anzutreffen sein.
Auf einer großen Bühne gibt es Tanz aus unserer Zeit und Musik aus Guerickes Zeiten, Physik für Jedermann, Goethes ,Hexeneinmaleins', einen Streifzug durch die Chemie, Experimente mit einem Schreitroboter und... Doch ich möchte nicht zu viel verraten. Jeder ist ausdrücklich eingeladen, sich das Programm live anzusehen.

Wer sollte sich mit ,jeder' angesprochen fühlen?
Wirklich ,jeder' - alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt und Region sowie auch Gäste, und liebend gern eben auch Gäste aus Braunschweig. Natürlich sind insbesondere die Schülerinnen und Schüler aufgefordert, die Woche der Forschung als eine Chance zu verstehen, in höchst anregender Art und Weise Wissenschaft und Forschung näher kennen zu lernen. Aber auch Wissenschaftlerkollegen und Studierende sollten die Veranstaltungen nutzen, um einmal über den Tellerrand ihrer eigenen Fachrichtung hinaus zu schauen. Die Studierenden haben zudem am Nachmittag des 29. Mai vorlesungsfrei (Dies academicus), um ihnen zu ermöglichen, an Vorträgen oder auch an den zwei fakultätsübergreifenden Diskussionsforen teilzunehmen. In dem einen wird über intelligente technische Systeme diskutiert und in dem anderen über die Strukturbildung vom Einfachen zum höchst Komplexen.

Warum hat sich die Universität für diese Art der Präsentation von Wissenschaft und Forschung entschieden?
Nun, so zu sagen als Guerickes Erben möchten auch wir nicht nur im stillen Kämmerlein forschen, sondern der interessierten Öffentlichkeit zeigen, woran an unserer Universität geforscht und was studiert wird. Guericke verstand es ja hervorragend, seine Forschungen öffentlichkeitswirksam vorzustellen. Ich denke da an den spektakulären Halbkugelversuch mit 16 Pferden oder an das Wasserbarometer mit dem ,Wettermännchen' am Giebel seines Wohnhauses.
Unterstützen werden uns während der Woche der Forschung auch die Forschungsinstitute in Magdeburg wie das Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung, das Max-Planck-Institut für Dynamik komplexer technischer Systeme oder das Institut für Neurobiologie, mit denen Wissenschaftler und Studierende unserer Universität eng zusammenarbeiten
Ein weiterer Grund, uns für diese Art der Präsentation zu entscheiden waren die guten Erfahrungen von vielen anderen Universitäten mit ähnlichen Projekten. Sie haben uns Mut gemacht, die Woche der Forschung in Angriff zu nehmen.

Wo können sich denn unsere Leserinnen und Leser über die genauen Veranstaltungstermine und -orte informieren?
Die aktuellsten Informationen werden sicher immer auf der Homepage der Universität zu finden sein. Natürlich wollen wir zu gegebener Zeit auch in der Presse, im Fernsehen und im Hörfunk zu vernehmen sein. Außerdem wird es eine eigens dazu verfasste Informationsbroschüre geben.

Vielen Dank für das Gespräch.

Letzte Änderung: 29.03.2002 -
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