Wissenschaft mit Rückgrat: die Servicestelle Wissenschaftliche Integrität
Wissenschaft ist mehr als nur Fakten und Formeln – sie lebt von Vertrauen. Ohne Vertrauen der Gesellschaft in die Forschung und ohne Vertrauen von Forschenden untereinander kann Wissenschaft weder glaubwürdig noch wirksam sein. Eine, die sich genau dafür einsetzt, ist Dr. Martina Beyrau. Sie leitet die Servicestelle Wissenschaftliche Integrität an der Universität Magdeburg. Ihre Mission: eine Kultur schaffen, in der Ehrlichkeit, Respekt und Transparenz keine leeren Versprechungen, sondern gelebte Praxis sind.
„Wissenschaftliche Integrität ist die ethische Grundhaltung aller am Forschungsprozess Beteiligten“, erklärt Dr. Beyrau. Das klingt zunächst abstrakt, doch sie bringt es schnell auf den Punkt: „Es geht um Qualität, Glaubwürdigkeit und darum, dass wir erklären, wie Wissenschaft überhaupt funktioniert.“ Denn nur, wenn die Spielregeln bekannt und nachvollziehbar sind, kann Vertrauen entstehen – oder, wo es bereits erschüttert wurde, wieder wachsen.
Foto: Jana Dünnhaupt
Mit der Satzung zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis setzt die Universität die 2019 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) verabschiedeten Leitlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis für sich um. Diese Leitlinien, besser bekannt als DFG-Kodex, fordern nicht nur die Einhaltung wissenschaftlicher Standards, sondern auch einen Kulturwandel: Weg von der reinen Vermeidung von Fehlverhalten, hin zu einer positiven, integritätsbasierten Wissenschaftskultur. Die Satzung der Universität verpflichtet alle an ihr wissenschaftlich Tätigen – von Masterstudierenden bis hin zu Lehrenden – zur Einhaltung dieser Regeln.
Die Servicestelle bietet dafür ganz konkrete Unterstützung: eine übersichtliche Webseite, ein umfangreiches Kursangebot zur guten wissenschaftlichen Praxis, individuelle Beratung bei Fragen oder Unsicherheiten und die Zusammenarbeit mit dem Ombudswesen der Universität. Neun Ombudspersonen und Stellvertreter:innen stehen bereit, um bei Konflikten oder Verdachtsmomenten neutral zu vermitteln. Dr. Beyrau koordiniert diese Arbeit – mit Fingerspitzengefühl, aber auch mit klarer Haltung.
„Wir möchten Prävention vor Sanktion“, sagt sie. Schon jetzt ist die Nachfrage groß: Anfragen kommen nicht nur von Promovierenden, sondern auch von studentischen Hilfskräften oder Professor:innen – ein Zeichen, dass das Angebot angenommen wird. Besonders am Herzen liegt ihr die Zusammenarbeit mit Lehrenden, um das Thema wissenschaftliche Integrität frühzeitig in das Studium zu integrieren. Lehrmaterialien stellt die Servicestelle auf Anfrage gerne bereit.
Und was passiert im Ernstfall? „Die Folgen wissenschaftlichen Fehlverhaltens können gravierend sein – bis hin zur Aberkennung von Titeln oder arbeitsrechtlichen Konsequenzen“, so Dr. Beyrau. Aber noch schlimmer sei der Vertrauensverlust, den gefälschte Daten oder Plagiate verursachen. „Forschung muss verlässlich sein – sonst ist sie nutzlos oder sogar schädlich.“
Vieles ist im Aufbau ist und Dr. Beyrau sprüht vor weiteren Ideen. Ihre Vision ist klar: „Gute Wissenschaft braucht starke Werte.“ Die Servicestelle Wissenschaftliche Integrität soll dafür nicht nur Regelwerk sein, sondern echte Anlaufstelle, Netzwerkpartner und Impulsgeber. Wissenschaft mit Haltung eben – ganz nach den Prinzipien ihrer Leiterin.
Text: JANINA MARKGRAF