Qualitative Forschungsansätze
Workshop mit breiter europäischer Beteiligung
Zum vierten Mal fand Mitte November 2000 der Workshop zur Qualitativen Bildungs- und Sozialforschung in Magdeburg statt, organisiert vom ZBBS - Zentrum für Qualitative Bildungs-, Beratungs- und Sozialforschung. Über 150 Teilnehmer und Teilnehmerinnen diskutierten Materialien aus Forschungsvorhaben, die sich im Methodenspektrum qualitativer Forschungsdesigns bewegen. Mit fast 40 präsentierten Forschungsprojekten, die in der Regel Bestandteile einer Qualifizierungsarbeit (Promotion, Habilitation) sind, hat auch die diesjährige Tagung erneut einen Zuwachs an vorgestellten Forschungsvorhaben zu verzeichnen.
Neun Arbeitsgruppen
Das breite Spektrum der Projekte verteilte sich nach methodologischen und inhaltlichen Gesichtspunkten auf neun Arbeitsgruppen. In der Gruppe von Prof. Ralf Bohnsack/Dr. Burkhard Schäffer (Berlin/Magdeburg) wurden Materialen vorgestellt, die methodisch mit dem Verfahren der Gruppendiskussion erhoben worden sind und sich überwiegend mit intergenerationellen Fragestellungen beschäftigten. Ethnographisch gewonnenes Material zum Thema der Geschlechterforschung bildete den Schwerpunkt in der Gruppe, die von Dr. Barbara Friebertshäuser (Siegen) geleitet wurde. Prof. Jörg Frommer (Magdeburg) leitete die Arbeitsgruppe zu psychoanalytisch und -therapeutisch angelegten Forschungsprojekten. Der thematische Fokus der von Prof. Winfried Marotzki und Ulf Brüdigam (beide Magdeburg) geleiteten Gruppe lag auf bildungs- und lerntheoretisch angelegten Vorhaben im schulischen Kontext und in historischer Sicht. Professionstheoretische Fragestellungen sowie methodisch dem Ansatz der objektiven Hermeneutik verpflichtete Arbeiten wurden in der Arbeitsgruppe von Dr. Ulrike Nagel (Magdeburg) bearbeitet. Dieser inhaltliche Akzent war mit dem weiteren der Lehr- und Lernforschung auch in der Gruppe von Prof. Dieter Nittel (Frankfurt/M.) vertreten. An der Schnittstelle von Professions- und Biographieforschung waren die Projekte angesiedelt, die in der von Dr. Thomas Reim und Peter Straus (beide Magdeburg) geleiteten AG präsentiert wurden. Die Gruppe von Prof. Fritz Schütze (Magdeburg) beschäftigte sich mit professionsbezogenen Untersuchungen und biographieanalytisch angelegten Untersuchungen kollektiver Erfahrungsräume während der NS-Zeit. Ein Novum auf diesem Workshop war die von Prof. Heinz-Hermann Krüger (Halle) moderierte Gruppe, in der angedachte und im Frühstadium sich befindende Forschungsprojekte skizziert und mit den Teilnehmern diskutiert werden konnten.
Das Internet
Qualitative Forschungsansätze sind in den Sozialwissenschaften (Soziologie, Erziehungswissenschaft und - mit Abstrichen - Psychologie) mittlerweile in großer inhaltlicher Breite und mit einem breiten Methodenarsenal etabliert. Ein Forschungsdesiderat ist jedoch das Internet, hierzu waren diesmal (noch) keine Projekte vertreten, die diese neue Welt mit einem ethnographischen Instrumentarium oder mit anderen methodischen Zugängen erforschen. Im Kontext der Vorbereitung und Durchführung des Workshops wurde das Internet jedoch für vielfältige Zwecke genutzt, nicht zuletzt um den Austausch von Materialien, Adressen, Tipps und virtuelle Präsentationen von Projekten zu erleichtern. Diese Plattform wird für die kommenden Workshops noch weiter ausgebaut.
Die Veranstalter werden in den nächsten Jahren wohl nicht umhin kommen, die Bezeichnung des Workshops zu ändern. Es ist offensichtlich, dass diese Tagung zunehmend von Teilnehmenden aus europäischen Ländern - diesmal waren z.B. neben Österreich, Schweiz auch Polen, Russland, Tschechien und sogar Griechenland vertreten - besucht wird. Erste Konturen für ein europäisch angelegtes Netzwerk qualitativer Bildungs- und Sozialforschung zeichnen sich ab. Es ist gut vorstellbar, dass demnächst zu einem "europäischen Workshop zur Qualitativen Bildungs- und Sozialforschung" eingeladen wird.