Lebendige Forschungsgemeinschaft
Prof. Fritz Schütze auf dem 12. Methodenworkshop zur qualitativen Bildungs- und Sozialforschung geehrt
Bereits zum 12. Mal hat das Zentrum für Sozialweltforschung und Methodenentwicklung (ZSM): Gesundheit - Profession - Medien (ehemals ZBBS) seinen Bundesweiten Workshop zur qualitativen Bildungs- und Sozialforschung an der Otto-von-Guericke-Universität (OVGU) ausgerichtet. Die Begrüßung der über 350 Teilnehmer erfolgte auf dem Eröffnungsplenum durch Prof. Dr. Winfried Marotzki. In 15 verschiedenen Arbeitsgruppen hatten die Teilnehmer dann die Möglichkeit, gemeinsam mit namhaften, bundesweit anerkannten und erfahrenen Wissenschaftlern am Material von 60 individuellen Forschungsprojekten zu arbeiten, voneinander zu lernen und sich auszutauschen.
Forschungswerkstatt
Im Laufe der vergangenen zwölf Jahre hat sich der Magdeburger Methodenworkshop zu einer bundesweit bekannten und international frequentierten Forschungswerkstatt entwickelt. Wie bereits schon im letzten Jahr nahmen Nachwuchswissenschaftler aus Österreich, der Schweiz, der Ukraine und Polen am Workshop teil. Neben Studierenden und Promovierenden zog es wieder Professoren und Hochschullehrer aus dem gesamten Bundesgebiet nach Magdeburg, um an einer der größten Forschungswerkstätten dieser Art in Deutschland teilzunehmen, die in diesem Jahr Kathrin Hirschmann und ihr Team organisierten und die von der Hans-Böckler-Stiftung gefördert wurde.
Insbesondere Nachwuchswissenschaftler, die sich auf ihre Qualifikationsarbeit vorbereiten, brachten ihre Forschungsprojekte in die Arbeitsgruppen des Workshops ein und stellten diese zur Diskussion. Experten sprechen hier von einer lebendigen Forschungsgemeinschaft, die aus der Erfahrung der Professoren profitierend, den naiven Blick der Novizen respektierend in einem diskursiven Prozess methodisch kontrolliert an Datenmaterial arbeitet. Gemeinsam und kritisch wird sich einem Ergebnis genähert, welches den Forschungsprozess fördert und die Nachwuchswissenschaftler zur Reflektion ermuntert.
Neben dem gemeinsamen und intensiven Austausch in den Arbeitsgruppen sowie der Erprobung qualitativer Forschungsmethoden bietet der Workshop zudem die Möglichkeit, sich innerhalb der "community" zu vernetzen und neue Kontakte herzustellen.
Datenerhebung
Bereits vor der offiziellen Begrüßung hatten die Teilnehmer in diesem Jahr die Möglichkeit, sich im Rahmen einer Informationsveranstaltung über technische Entwicklungen zu informieren. Dr. Torsten Dresing stellte digitale Aufnahmen, Transkription und computergestützte Auswertung vor und gab Hinweise zu kostenfreien Transkriptionslösungen. Abschließend beantwortete er Fragen zur Lösung technischer Probleme und gab Hinweise für die Forschungspraxis. Dieses Angebot nutzten über 100 Teilnehmer, was als Hinweis auf den Bedarf an praxisrelevanten Informationen zur Datenerhebung betrachtet werden kann.
Besonderes Highlight war in diesem Jahr die Würdigung von Prof. Dr. Fritz Schütze, welche während der alljährlichen Abendveranstaltung stattfand. Fritz Schütze ist Professor für Allgemeine Soziologie/Mikrosoziologie und geschäftsführender Direktor des Instituts für Soziologie, namhafter Wissenschaftler der qualitativen Forschung sowie Autor zahlreicher Studien. Zu Ehren seines 65. Geburtstages wurde er feierlich für seine Leistungen in Lehre und Forschung sowie als Pionier der qualitativen Sozialforschung gewürdigt. Zu seinen Forschungs- und Arbeitsschwerpunkten zählen die Biographieanalyse, die Interaktionsanalyse, die Analyse sozialer Welten, die Analyse professionellen Handelns und die Analyse europäischer Identitätsarbeit. Der Rektor der Universität, Prof. Dr. Klaus Erich Pollmann, der Dekan der Fakultät für Geistes-, Sozial- und Erziehungswissenschaften, Prof. Dr. Marotzki, und die Sprecherin des ZSM, Prof. Dr. Barbara Dippelhofer-Stiem, sprachen Professor Schütze ihre Anerkennung aus und bedankten sich für die jahrzehntelange Zusammenarbeit. Die Laudatoren Prof. Dr. Gerhard Riemann und Prof. Dr. Werner Kallmeyer ehrten ihren Wegbegleiter, Kollegen und langjährigen Freund mit Festvorträgen, die sowohl persönliche Bezüge als auch kritisch analytische Anmerkungen zur qualitativen Forschung enthielten und mit humorvollen Randbemerkungen - trotz fortgeschrittener Zeit - das Auditorium von ca. 400 Gästen und Workshopteilnehmern begeistern konnten. Die Festvorträge und Dankesworte wurden von Irina Bondaretz, einer international bekannten Konzertpianistin, musikalisch gerahmt.
Positive Rückmeldungen bezüglich der Organisation des Workshops und der inhaltlichen Ausrichtung der Beiträge bestärken die Organisatoren in der Planung des 13. Magdeburger Methodenworkshops, der am 5. und 6. Februar 2010 in ähnlichem Format stattfinden wird.
Neben der Ausrichtung des Workshops ist das ZSM Herausgeber der Zeitschrift für qualitative Forschung (ZQF), bietet den viersemestrigen Promotionsstudiengang "Qualitative Bildungs- und Sozialforschung" an, gibt eine Buchreihe unter dem Thema Studien zur qualitativen Bildungs-, Beratungs- und Sozialforschung heraus und betreut die Mailingliste Biographieforschung.
Weitere Informationen zum ZSM sowie zur Nachwuchsforschertagung mit dem Thema Dimensionen von Bildungs- und Sozialweltforschung sowie Methodenentwicklung, die am 26. bis 27. Juni 2009 in Magdeburg stattfinden wird, sind auf der Homepage www.zbbs.de zu finden.