Bereit für den Weg ins Jahr 2000
MEINUNG
Wir trotzen emsig einem uns gegebenen Haushalt, der selbst die optimistischsten Zahlenfetischisten auf den Boden der Zeitenwende holen sollte. Dabei sind wir froh, nicht mit einer Hochschule aus unserer Hauptstadt tauschen zu müssen und blicken optimistisch ins nächste Jahr. Dann heißt es allerdings "Haushalt 00" und es bleibt nur zu hoffen, daß der Name nicht Programm wird.
Unser Elan äußert sich auch in einem verbalen Griff in die Zukunft, der partiell anmutet als habe man in der Vergangenheit im Deutschunterricht nicht aufgepaßt. Da wird die feierliche Eröffnung der Studententage zur Beachparty, da sind die Wirtschaftswissenschaftler bestrebt, einen Schwerpunkt für Entrepreneurship zu etablieren und da bekommt man sein Essen in der Mensa jetzt auch an einer Front-Cooking-Station. Studieren kann man in diesem Umfeld übrigens nicht nur Technomathematik, sondern beispielsweise auch Mechatronik. Ob dieses Sprachwirrwarr unserem Hang zur internationalen Ausrichtung zuzuschreiben ist, stellt hingegen schon ein kurzer Blick auf unsere fremdsprachigen Webseiten in Frage.
Blendend haben wir in einem bedeutenden Uni-Ranking abgeschnitten. Die Reaktionen waren sehr verhalten und – gesegnet sei das Wort unseres ehemaligen Interimsrektors – eine Party mit Freibier gab es auch nicht. Fast schien der Enthusiasmus überzuschäumen, als jemand "UNI live" rief und alles in den örtlichen Tempel des betonverliebten Konsumterrorismus strömte.
Sind wir nun gewappnet? Ich meine, wir sind. Sagen doch die Amis z.B. "Y2K" und meinen damit, daß sie eine Heidenangst vor dem Jahreswechsel haben. Wir haben keine dermaßen faszinierende Abkürzung und brauchen sie auch nicht. Denn was liegt uns ferner als Angst vor der Zukunft?