Literarische Häppchen
Zu einer Lesung von Philip Hensher
Mitte November gab es sie wieder, die kleinen literarischen Häppchen. Verteilt wurden sie von Philip Hensher, einem 1965 in London geborenen Schriftsteller, in der dicht bestuhlten und besetzten Erich-Weinert-Universitätsbuchhandlung. Er studierte in Cambridge und Oxford und schreibt regelmäßig für The Guardian, The Spectator und die Mail of Sunday. Natürlich sollte auch bei diesem literarischen Bankett wieder Geschmack auf mehr gemacht werden. Was sich dann im Anschluss auch bildlich verdeutlichte als, voller Drang, einige der Zuhörer der Kasse entgegen stürmten, um sich ihr Exemplar und damit den ganzen Genuss zu sichern.
Die Lesung fand in englischer Sprache statt und wurde gemeinsam vom Institut für fremdsprachliche Philologien, Bereich Anglistik, und The British Council veranstaltet.
Pünktlich erschien Philip Hensher mit seinem Freund Christian Tagger, dem er eines seiner Bücher gewidmet hat, um anläßlich der Übersetzung seines jüngsten Buches "Pleasured" ins Deutsche etwas, ihm wichtiges, aus diesem Buch vorzulesen. Die deutsche Übersetzung lautet "Die Stadt hinter der Mauer". Über seine Motivation zu diesem Werk erklärte er den Zuhörern, dass bei jedem Gespräch, das er mit Berlinern führte immer ein Detail offensichtlich für ihn war: der Umstand, dass alle Gesprächspartner ganz genau wussten, wie sie den 9. November 1989 verbracht hatten und was sie getan hatten an diesem Abend. Jede Geschichte war so unique, dass er sie einfach aufschreiben musste.
So beschreibt das Buch auch die Abenteuer eines jungen Deutschen namens Frederic, der die Euphorien, Wirren und Emotionen der Wiedervereinigung in Berlin erlebt. Philip Hensher beschreibt sein Leben vor und nach der Vereinigung und stellte auch ein Post-Einigungs-Problem aus der Sicht Frederics vor: die Suche nach einer Wohnung.
Im zweiten Teil las Philip Hensher eine Kurzgeschichte, die auch wieder um Wohnungssuche, oder in diesem Fall besser um Wohnungssucht, zirkulierte. Ihr gibt aber London die Bühne der Ereignisse. Er gestand dabei ganz offen, beim Schreiben von einer anderen Kurzgeschichte Lew Nikolajewitsch Tolstois beeinflusst gewesen zu sein. Auf einen Satz schrumpfend, seien die Ereignisse so wiedergegeben: Ein Mensch lässt sich mit dem Teufel, der den bezeichnenden Namen Mr. Bell trägt (läuten die Glocken?), ein.
Die anschließende Diskussion wurde noch einmal über das Buch geführt und in den Antworten auf die letzten Fragen konnte man die Persönlichkeit des Autors herausblitzen sehen.
Rückfühlend kann dieser Abend nur gelobt werden, da er einen Autor und sein Werk vorstellte, was ansonsten gerade in Bezug auf den Schriftsteller nur von einer Einführungsseite im Buch erledigt wird. Hoffentlich werden auch in nächster Zukunft wieder englisch schreibende Autoren Magdeburg sehen, und das Publikum mit kleinen Häppchen füttern.