Lehramtsstudium neu gedacht
Wie gelingt eine Lehramtsausbildung, die Theorie und Praxis innovativ miteinander verknüpft? Mit dieser Frage beschäftigten sich rund 60 Expert*innen aus neun Bundesländern auf der zweiten bundesweiten Vernetzungstagung zu dualen Lehramtsstudiengängen. Ziel des Treffens: Akteur*innen aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Schule zu vernetzen und gemeinsam Impulse für die Weiterentwicklung praxis- und berufsintegrierender Studienformate zu setzen. Veranstaltet wurde die Tagung gemeinsam von der Bertelsmann-Stiftung, dem Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) und der OVGU.
Bundesweite Vernetzung zur Stärkung dualer Lehramtsausbildung
Das Treffen brachte Vertreter*innen aus Ministerien, Schulbehörden, Hochschulen, Schulen und Gewerkschaften zusammen. Im Mittelpunkt des Austausches standen drei zentrale Themenbereiche:
- Konzeptionelle Gestaltung dualer Studiengänge, etwa durch enge Zusammenarbeit von Universität und Schule und eine durchdachte curriculare Verzahnung.
- Praktische Ausgestaltung, also konkrete Fragen zur Organisation, zu Kooperationsverträgen oder Auswahlverfahren von Studierenden.
- Evaluation: Wie lässt sich die Qualität dualer Studiengänge messen? Welche Instrumente sind geeignet?
Foto: Stefan Deutsch
Nach der Vorstellung der neuen praxisintegrierenden Lehramtsangebote an der OVGU, wie sie gemeinsam mit dem Ministerium für Bildung (MB), dem Ministerium für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt (MWU) und dem Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung Sachsen-Anhalt (LISA) entwickelt wurden, sowie einem kurzen Bericht über die Erfahrungen mit der ersten Studierendenkohorte wurden in einem multiperspektivischen Gespräch und in Arbeitsgruppen eine erfolgreiche Verzahnung von Wissenschaft und Schulpraxis sowie Voraussetzungen dafür diskutiert. Am Beispiel des „Lehramts Sonderpädagogik - Dualer Master of Education“ an der Universität Flensburg wurden die Besonderheiten der Studienorganisation erörtert. Mit dem Fokus auf Evaluation betrachteten die Tagungsteilnehmer*innen genauer Ansätze aus der Evaluation des Qualifikationsprogramms für Akademiker*innen zum Einstieg in den Lehrerberuf (QUER) und die Berufsbegleitende Qualifizierung von Lehrkräften (BQL) der Universität Dresden. Nach den einzelnen Diskussions- und Arbeitsrunden blieb immer auch Zeit für vertiefende Gespräche zu Detailfragen.
Impulse für die Weiterentwicklung einer zukunftsfähigen Lehrerbildung
„Die praxisintegrierenden Lehramtsstudiengänge gehen neue Wege in der Theorie-Praxis-Verknüpfung – und in der Zusammenarbeit zwischen den zentralen Akteuren der Lehrerbildung “, unterstreicht Franziska Kempka, Geschäftsführerin des Zentrums für Lehrerbildung an der OVGU, die Bedeutung dieser neuen Ausbildungsform. „Gleichzeitig können sie wertvolle Impulse für die Weiterentwicklung der regulären Lehrkräftebildung liefern“ betont Prof. Dr. Stefanie Rach, Professorin für Mathematikdidaktik an der OVGU. Deshalb trafen sich die Vertreter*innen von Ländern, die duale Lehramtsstudiengänge eingeführt haben oder dies beabsichtigen in Magdeburg, um diese Erkenntnisse institutionen- und länderübergreifend sichtbarer zu machen und voneinander zu lernen. Eine gute Verzahnung von universitärer Ausbildung und schulischer Praxis in diesen Angeboten lebt dabei von der engen Zusammenarbeit aller beteiligten Institutionen. Lehrkräftebildung werde dadurch praxisnäher, realistischer – und potenziell attraktiver für neue Zielgruppen. Praxisintegrierende Lehramtsstudiengänge haben das Potenzial, die Lehrerbildung nachhaltig zu verändern.
In der zweiten Jahreshälfte ist die Veröffentlichung eines gemeinsamen Papiers geplant. Es soll die Tagungsergebnisse dokumentieren und Impulse für die Weiterentwicklung der Lehrkräftebildung in Deutschland liefern.
VON INES PERL