Diskussionsabend zu Kunst am Bau
Aktuelle Aktienwerte der Börsen in Frankfurt, Tokyo und New York schimmern nun vom Dach des Gebäudeneubaus der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft. Die Berliner Künstlerin Veronika Kellndorfer hat mit ihrem Werk "DAX" diese "Kunst am Bau" geschaffen.
Anfang November 1999 trafen sich Vertreter der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät und Interessenten, um mit der Künstlerin über ihr Projekt zu diskutieren. Professor Dr. Bernd Erichson von der Fakultät betonte, dass diese Lichtskulptur bereits von weitem die Aufmerksamkeit auf das neue Fakultätsgebäude lenke und für das Stadtbild ein belebendes und bereicherndes Farbenspiel sei.
Vor fast genau einem Jahr hatte Veronika Kellndorfer den Realisierungswettbewerb "Kunst am Bau" gewonnen. Die Preisträgerin betrachtet die gegebene Architektur als ein in sich geschlossenes künstlerisches Werk, in dessen Struktur sie mit ihrer Arbeit nicht eingreifen möchte. Deshalb beschränkte sie sich bei der Konzeption des Kunstwerks auf das Dach. Dort wurde vor zwei Monaten mit der Installation des 7,20 Meter breiten und gut zwei Tonnen schweren Neonbandes, das die Börsenwerte sowohl bei Tag als auch bei Nacht anzeigt, begonnen. Zahlen und Buchstaben in verschiedenen Farben verbinden Magdeburg auf imaginäre Weise mit den Zentren der Finanz- und Wirtschaftswelt - Frankfurt, Tokyo und New York. Die aktuellen Börsenwerte werden via Internet übertragen und per Bildschirm überwacht. Die farbliche Gestaltung der Skulptur nimmt die mit dem Bau erwiesene Referenz an den Bauhausarchitekten Bruno Taut auf. Verantwortlich für die technischen und elektronischen Arbeiten zeichnet die Firma Kaiser und Brockmann Berlin.
Fasziniert vom Farbenspiel zeigte sich auch Architekt Jochem Kassner vom Architekturbüro Professor Peter Kulka, nach dessen Entwurf das neue Gebäude entstand, und sah das Kunstwerk als auf den Punkt getroffene Ergänzung der Fassade des Neubaus an. Im April vergangenen Jahres konnte dieser architektonisch sehr gelungene und mit einen Architekturpreis Sachen-Anhalts bedachte Bau eingeweiht werden. Die Giebelseiten erhielten interessante Farbkompositionen, die die Vielfalt und Buntheit des Lebens widerspiegeln und die Magdeburger Tradition dieser Art des Bauhausstils der 20er und 30er Jahre wieder aufleben lassen.
Doch die "Kunst am Bau" ist vom Staatshochbauamt noch nicht abgenommen worden. Der Grund: Kunst sollte auch bei Tageslicht und nicht nur in der Nacht wahrzunehmen sein, erläuterte Klaus Kinkelin, Leiter des Staatshochbauamtes Magdeburg. Aber eine Jury hatte doch diesen Entwurf für würdig erachtet, den Neubau zu schmücken? Und genau das sei die Frage, so Klaus Kinkelin, ob der Jury wirklich bewußt war, dass das Kunstwerk tagsüber nur bedingt sichtbar ist. Derzeit würde dies vom Staasthochbauamt Magdeburg bei der Jury geklärt. Man erkunde auch die Meinung der Nutzer und der Verwaltung der Universität.