Jobmaschine im nächsten Jahrtausend
Gesellschaft der Informatiker diskutierte über Informatikernachwuchs für die Wirtschaft
Unter dem Thema Informatik zwischen Bild und Sprache fand in Magdeburg im September 98 die 28. Jahrestagung der Gesellschaft für Informatik (GI) statt. Über 300 Informatikerinnen und Informatiker aus Wirtschaft, Dienstleistungssektor und Wissenschaft Deutschlands nahmen daran teil. Den fachlichen Mittelpunkt der wissenschaftlichen Veranstaltung, so der Dekan der Fakultät für Informatik, Prof. Dr. Jürgen Dassow, bildete die Wandlung des Computers von einem Gerät, das Texte verarbeitet, zu einem Medium, das Information in Bildern und Sprache präsentieren und virtuelle Welten erzeugen kann. Die Informatikfakultät unserer Universität widmet sich seit mehreren Jahren in ihrer Forschungs- und Lehrtätigkeit elektronischen Bildern als Informationsträger. Auf die Ausbildung von Informatikern eingehend, machte Professor Dassow darauf aufmerksam, wie dringend Fachkräfte benötigt werden, um den Standort Deutschland mit qualifizierten Arbeitskräften für das Informationszeitalter auszurüsten. In diesem Zusammenhang verwies der Dekan auf den neu eingerichteten Studiengang Computervisualistik, der bereits Nachahmung gefunden hat, und auf das Bildwissenschaftliche Kolloquium, in dem Wissenschaftler unterschiedlicher Fakultäten die bildliche Verarbeitung und Präsentation von Information unter verschiedenen Gesichtspunkten diskutieren.
Multimedia - jene Systeme, die auf der Tagung im Mittelpunkt standen, sieht Prof. Dr. Gerhard Barth, Präsident der GI, zur Jobmaschine des nächsten Jahrtausends werden. Bei der stürmischen Entwicklung dieser Branche sei mit einer Steigerung von nahezu 30 % neuer Arbeitsplätze bis zum Jahre 2001 zu rechnen. Aber auf dem Arbeitsmarkt fehlen gut ausgebildete Nachwuchskräfte. In diesem Zusammenhang beklagte der Experte ebenfalls den Mangel an Informatikstudenten an deutschen Hochschulen. Zur Zeit verlassen etwa nur 5 200 Absolventen pro Jahr die Hochschulen. In der Einführung neuer Studiengänge, die auf den tatsächlichen Bedarf im Firmenalltag ausgerichtet sind, und neuer Abschlüsse, wie sie im europäischen Ausland und in Amerika üblich sind, sieht Barth die richtigen Ansätze für neue Ausbildungsmodelle und damit mehr Möglichkeiten, daß sich junge Menschen für ein Informatikstudium entscheiden.
Konzertierte Aktion
Einer Studie zufolge verfügten nur knapp 100 000 der über 330 000 in Computerberufen tätigen über einen Hochschulabschluß, so Professor Barth. Mit einer konzertierten Aktion möchte die Bundesanstalt für Arbeit in einem Kraftakt auf die Misere reagieren und über eine Milliarde D-Mark noch in diesem Jahr für Aus- und Weiterbildung investieren, um der Boombranche qualifiziertes Personal anzubieten.
Zum Auftakt der Informatik-Tagung waren Informatikexperten und interessierte Öffentlichkeit gleichermaßen einer Einladung in das Theater der Landeshauptstadt zum Computer Animation Festival gefolgt.
Ausgewählte Filme internationaler Teams präsentierten Computeranimationen aus den Bereichen Wissenschaft, Kunst, Animationen und Werbung. Sie gaben einen Einblick in Anwendungsbereiche, in denen Computeranimation heute eingesetzt wird. Die 20 ausgewählten Videos vermittelten einen Eindruck, wie Techniken der Computergraphik und -animation für unterschiedliche Ziele genutzt werden. Dabei ging es beispielsweise um die Demonstration komplizierter wissenschaftlicher Sachverhalte oder um die Werbung für ein neues Produkt. Mit Hilfe von Animationen sind dabei Effekte möglich, die sonst nur schwer oder gar nicht realisierbar wären. Zum Wettbewerb kamen Videos aus dem gesamten Bundesgebiet, Großbritannien und den USA zur Aufführung. Auch Arbeiten der Magdeburger Computeranimateure waren dabei, so der BUGA-Turm und die Virtuelle Kaiserpfalz. Hier hilft die Computeranimation, Architekten und Bauherren einen ersten Einblick in geplante Bauvorhaben zu geben oder Geschichte anschaulich entstehen zu lassen.