Von Gehirnströmen, Aufmerksamkeit und Gedächtnis

09.11.2005 -

Humboldt-Stipendiat Prof. Dr. Tamer Demiralp forscht am Institut für Psychologie

"Magdeburg verfügt über ausgezeichnete Möglichkeiten für die Forschung auf neurowissenschaftlichem Gebiet", bekräftigt Prof. Dr. Tamer Demiralp. Ein Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung ermöglicht ihm einen Forschungsaufenthalt am Lehrstuhl Biologische Psychologie von Prof. Dr. Christoph Herrmann, Fakultät Naturwissenschaften. An der Universität Istanbul unterrichtet er das Fach Physiologie an der Medizinischen Fakultät. Seit vielen Jahren untersucht er oszillatorische Hirnaktivität und deren kognitive Korrelate. So konnte er beispielsweise zeigen, dass die bewusste Wahrnehmung eines sehr kurzen visuellen Stimulus durch eine Versuchsperson davon abhängt, wie stark die im Gehirn vorhandene Alpha-Aktivität (Oszillationen von ca. 10 Hz.) gerade ausgeprägt ist.

Die Gamma-Aktivität

Während hoher Aktivität wird dieser Reiz nicht bewusst vom menschlichen Gehirn verarbeitet, bei niedriger Aktivität jedoch wahrgenommen. Deswegen wird diese Art von Hirnaktivität auch mit kortikaler Hemmung assoziiert.

In Magdeburg nun untersucht der Humboldt-Stipendiat gemeinsam mit der Arbeitsgruppe um Professor Herrmann, in wie fern sich die so genannte Gamma-Aktivität auf die Wahrnehmung von Versuchspersonen auswirkt. Dabei handelt es sich um Schwingungen im Bereich von 30 bis 80 Hz. Sie stehen in Zusammenhang mit kognitiven Prozessen der Aufmerksamkeit und des Gedächtnisses.

Die Fragen

Was sind die Wechselwirkungen zwischen den Gamma-Schwingungen und den langsameren Oszillationen wie Theta- oder Alpha-Aktivität während der Wahrnehmungsprozesse? Gibt es genetisch bedingte Ursachen für die Variabilität der Gamma-Aktivität unter den Menschen? Wie korrelieren die genetischen Polymorphismen der Neurotransmittersysteme im Gehirn mit der Gamma-Aktivität? Was für Beziehungen existieren zwischen den elektrischen Oszillationen und der hämodynamischen Aktivität des Gehirns? Dies sind nur einige der Fragen, auf die Professor Demiralp eine Antwort finden möchte.

"Ich bin froh, hier zu sein und in so einer kompetenten und freundlichen Gruppe arbeiten zu können", erzählt Professor Demiralp in sehr gutem Deutsch. Gelernt hat er es auf dem Gymnasium, vertieft während eines Gastaufenthaltes an der Universität Lübeck. "Auslandsaufenthalte helfen sehr auf dem wissenschaftlichen Karriereweg", schätzt der Gast ein. "Kooperationen werden aufgebaut, Projekte in Gang gebracht." Seinen Aufenthalt in Magdeburg und die Förderung durch die Humboldt-Stiftung betrachtet der Wissenschaftler als gute Grundlage für eine weitere Zusammenarbeit, die dann vor allem auch seinen Studenten und Doktoranden zugute kommt.

Professor Herrmann kannte er bereits aus der Zeit, als dieser noch in Leipzig am dortigen Max-Planck-Institut für Neuropsychologische Forschung tätig war. "Gemeinsam haben wir ein Projekt aufgebaut und dann bei der Humboldt-Stiftung ein Stipendium für mich beantragt", berichtet Professor Demiralp. "Die Betreuung durch die Stiftung ist ausgezeichnet und auch die Universität Magdeburg bemüht sich außerordentlich." Untergebracht ist der Wissenschaftler im Internationalen Begegnungszentrum. "Das ist optimal. Grit Voigt kümmert sich ganz wunderbar um alle Gäste und von meinem Zimmer aus kann ich mit meinem Notebook jederzeit im Universitätsnetz arbeiten."

Magdeburg empfindet der aus Istanbul kommende Tamer Demiralp als eine schöne, ruhige Stadt, mit vielen Möglichkeiten, sich zu entspannen, um wieder konzentriert arbeiten zu können.


Autor:in Ines Perl

Letzte Änderung: 09.01.2006 -
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