Frauenkarrieren
Podiumsdiskussion im Herbstkurs für Schülerinnen
"Da sitzt 'ne Frau und sagt auch noch was ..." Diesen Satz kannte jede der Teilnehmerinnen an der Podiumsdiskussion Frauen in der Berufspraxis! Keiner ist das "Spießrutenlaufen" unter mehr oder weniger wohlwollenden Männerblicken erspart geblieben. Und es gab noch mehr Gemeinsamkeiten zwischen den Ingenieurinnen, der Wissenschaftlerin und der Vertreterin des Landesarbeitsamtes Sachsen-Anhalt/Thüringen. Zum Abschluss des Herbstkurses, der für Mädchen, die sich für natur- und ingenieurwissenschaftliche Studienrichtungen interessieren, an unserer Universität organisiert wurde, ging es heiß her!
Neugierige Mädchen
Eingeladen waren Frauen, die über ihren Lebens- und Berufsweg berichteten und über Höhen und Tiefen, Erfolge und Misserfolge mit viel persönlicher Offenheit sprachen. Neugierig waren Schülerinnen, die die Theorie in technischen und naturwissenschaftlichen Bereichen der Universität kennengelernt hatten und sich ein Berufsleben in dieser nach wie vor von Männern dominierten Welt vorstellen können.
Wie schwer ist es wirklich? Ziemlich schwer. Immerhin sind in Deutschland nur 3,4 % aller Führungspositionen mit Frauen besetzt.
Wie kommt "Frau" da ran? Mit einer Arbeitsleistung stets über 100 %, mit einem Arbeitstag weitab der Achteinhalb-Stunden-Regelung, mit Engagement, Mut, Durchsetzungsvermögen und einem Willen, der Berge versetzt. Reicht das?
Auf die Fragen der Schülerinnen wie: Sind Sie verheiratet?, Haben Sie Kinder? kamen Antworten: "... enge Freunde habe ich schon lange hinter mir gelassen", "... mein Partner muss viel Verständnis für meine beruflichen Ziele haben ...", "... Kinder kann ich mir im Moment nicht vorstellen." Diese Aussagen lassen ahnen, dass es schwer ist, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Aber "Frau sein" ist kein Nachteil!?
Wo sind Frauen stärker? Im systematischen Vorgehen, in der Fähigkeit, mit anderen zusammenzuarbeiten, im Eingehen auf Probleme der Mitarbeiter – von besseren Antennen und stabileren Schaltkreisen war die Rede.
Bringt gutes Aussehen Vorteile? Für den Blick nach der Frau; nicht für den Blick nach der Leiterin. Da sind Leistung und Persönlichkeit bestimmend.
Die Schubkästen
Wie müssen Frauen auftreten, um sich durchzusetzen? Ihr Auftreten ist eigentlich immer verkehrt. Zu energisch und schon öffnet sich der Schubkasten für die Karrierefrau. Zu ruhig und der Schubkasten mit dem lieben Häschen fliegt auf. Dazwischen sollte Frau, so wie sie ist, stehen!
Was ist das Schlimmste? Nur mit Frauen zusammenzuarbeiten! Da wurde auch eine Lanze für die Männer gebrochen, die es ja nicht so einfach haben, sich zu emanzipieren ... Wenn der Schock - die Braut in Hosen bei der kirchlichen Trauung zu erleben - überstanden war, konnten Mann und Frau, können Männer und Frauen sich den Dingen zuwenden, die wirklich wichtig sind!
Und die anwesenden Frauen im Podium und im Publikum zu einer angeregten, interessanten und temperamentvollen Diskussion zu führen, das verstand wieder ein Mann sehr gut - Prof. Dr. Winfried Marotzki!