Zukunft gestalten
Gedankenmodelle zu globalen Zusammenhängen
Wohlweislich mit einem Augenzwinkern begrüßte Rektor Prof. Dr. Klaus Erich Pollmann den Klimaforscher Prof. Dr. Hans-Joachim Schellnhuber zur "letzten Otto-von-Guericke-Vorlesung in diesem Jahrtausend". Der Professor für theoretische Physik an der Universität Potsdam, der zugleich Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung ist, setzte sich in seinem Vortrag mit der Erdsystemanalyse auseinander und beleuchtete den Weg zur "zweiten Kopernikanischen Wende".
Die "erste Kopernikanische Wende" setzte Professor Schellnhuber vor etwa 500 Jahren an. Er machte sie an technischen Entwicklungen wie der Mikroskopie fest. Durch das Manipulieren von Lichtstrahlen zur Vergrößerung kleinster Teilchen, aber auch ein verändertes Weltbild, habe die Wissenschaft im späten Mittelalter verstehen gelernt, wie der menschliche Körper funktioniert.
Verkleinerung
Mit Ausklang dieses Jahrtausends befinde sich die Welt auf dem Weg zur "zweiten Kopernikanischen Wende". Nun verkehre sich das Prinzip. Computersysteme ließen die Erde schrumpfen, um die globalen Zuammenhänge erfassen zu können. Menschen verließen den blauen Planeten, um ihn und dessen Nachbarn makroskopisch zu betrachten. Sie erschaffen abgeschlossene kleine Welten, um als Bionauten eine zeitlang in ihnen zu leben.
Im Universum gebe es, so Professor Schellnhuber, zwei Dinge von unendlicher Schönheit, die gleichermaßen als Meilensteine für die Kopernikanische Tradition stehen, ein von Dürer gemalter menschlicher Körper und die aus dem All betrachtete Erde.
In seinem Vortrag ging der Klimaexperte der Frage nach, wie sich Biosphäre und Geosphäre im Laufe der Jahrmillionen entwickelt haben. Da zeigte er auf, dass Kohlendioxid nicht nur die Ozonschicht, sondern auch die Verschiebungen auf dem Meeresboden beeinflußt, erläuterte die Entstehung von karibischen Hurrikanen, die Bedeutung des Golfstroms oder die Folgen, wenn er durch unverminderten Kohlendioxidausstoß, Ozonlöcher und Erderwärmung versiegen sollte.
Lösungen für die Klimaprobleme, auf die unser Planet zusteuert, sah Professor Schellnhuber in einer Umstellung auf Solarenergie. Dabei setzte er auf "Solartermen" oder "Aufwindkraftwerke", die in den Wüsten Afrikas gebaut werden sollen. Und der Wissenschaftler sprach von einem globalen Marshal-Plan zur Lösung des Klimaproblems und zur Erhaltung der biologischen Vielfalt auf unserer Erde.
Die Zukunft lasse sich nur schwer vorhersagen, aber sie lasse sich gestalten, so die Schellnhuber'sche Quintessenz zum Abschluss seines Vortrages.