Fortan Siemens-Gebäude
Siemens-Nachfahre enthüllte Gedenktafel im Elektrotechnik-Neubau
Auf einem Festakt würdigten Mitte April 1999 unsere Universität und der Bezirksverein Magdeburg des Verbandes der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) die wissenschaftlichen Leistungen des Pioniers der Elektrotechnik, Werner von Siemens, und machten ihn zum Namenspatron für das neue Gebäude der Fakultät Elektrotechnik, das fortan den Namen "Werner-von-Siemens-Gebäude" trägt. Der Ur-Ur-Enkel des Wissenschaftlers, Peter von Siemens, enthüllte im Foyer des Gebäudes eine Gedenktafel an seinen Vorfahren. 1914 war das Original der Gedenktafel, gestiftet von der Elektrotechnischen Gesellschaft, am Gebäude der Königlich Vereinigten Maschinenbauschulen am Krökentor enthüllt worden. In den 50er Jahren ist es verschollen. Auf Initiative des Magdeburger VDE-Bezirksvereins wurde nach alten Unterlagen eine neue Tafel für das neue Gebäude der Fakultät Elektrotechnik gefertigt.
Symbol für Kreativität
Dr. Klaus Riemekasten vom Vorstand des Magdeburger VDE-Bezirksverbandes, der in diesem Jahr sein 100jähriges Bestehen feiert, verwies darauf, daß wie 1914 die Gedenktafel auch heute wieder an einer Bildungseinrichtung hänge und ein Symbol für kreatives Wirken und zielgerichtetes Umsetzen elektrotechnischer Forschung sei.
Warum berufen wir uns bei der Namensgebung des Tors zum Campus auf Werner von Siemens, fragte Rektor Professor Klaus Erich Pollmann, und führte Leistungen und Arbeitsweisen des Elektrotechnik-Pioniers an, die für die Magdeburger Fakultät noch heute Leitmotiv sein sollten: Siemens' Streben nach der Verbindung von Wissenschaft und Technik, seine Pioniertätigkeit als Unternehmer, die Verbindung von Aufgaben als Wissenschaftler, Techniker und Unternehmer mit gesellschaftlicher Verantwortung oder das europäische Denken Werner von Siemens'.
In Festungshaft
Peter von Siemens erinnerte an die Magdeburger Zeit seines Ur-Ur-Großvaters. Als junger Offizier saß der Gründer der heutigen Siemens AG 1842 einen Monat in der Magdeburger Zitadelle ein. Er war im Alter von 18 Jahren in die Artillerie-Brigade des preußischen Heeres eingetreten und verbrachte mehrere Jahre in der Elbestadt. Die Militärzeit ermöglichte dem aus armen Verhältnissen stammenden jungen Mann eine natur- und ingenieurwissenschaftliche Ausbildung. Während seiner Festungshaft entdeckte er das galvanische Prinzip zur Vergoldung und Versilberung von Gegenständen.
Der Begriff der Elektrotechnik sei von Werner von Siemens geprägt worden, so der Nachfahre des genialen Erfinders und visionären Unternehmers. Er sei besonders froh darüber, das ein Gebäude der Magdeburger Universität den Namen seines Ur-Ur-Großvaters trage. Lehre und Forschung seien ureigenste Aufgaben einer Universität und waren auch für Werner von Siemens besonderes Anliegen. Immer habe er sich für die Ausbildung des Ingenieurnachwuchses eingesetzt.
Fortgesetzt wurde mit der Namensweihe die noch junge Tradition der Bezeichnung von Lehr- und Forschungsgebäuden. In der Großen Steinernentischstraße trägt das Gebäude, in dem sich das Institut für Werkstofftechnik und Werkstoffprüfung befindet, den Namen Ernst Schiebolds (1894-1963), eines auf dem Gebiet der zerstörungsfreien Werkstoffprüfung international angesehenen Lehrers und Forschers.